Der Umkrempler

Keine Scheu, sogar Erfolgsrezepte infrage zu stellen: Klaus-Philipp Felderer | Fotos: Elias Hassos

Stillstand ist tabu beim Lüftungshandel Felderer. Der Chef verändert sein Unternehmen ständig. Auch Dinge, die gut laufen.

Nichts scheint vor ihm sicher. Irgendetwas im Betrieb will Klaus-Philipp Felderer immer umkrempeln, anders machen, loswerden. Gerade hat er ein neues Corporate Design entwickeln lassen. Neues Logo, neue Website, neue Firmen-Shirts. Außerdem stand die Entschlackung der Büroräume auf dem Programm; keine Präsenzpflicht mehr, also kamen mehr als 20 von 40 Schreibtischen am Hauptsitz in Feldkirchen bei München weg. Als Nächstes sind die Firmenwagen dran, die werden durch Elektroautos ersetzt.

Klaus-Philipp Felderer, 56, sitzt in seinem Büro in der Zentrale, braun gebrannt, es ist der erste Arbeitstag nach seinem Andalusien-Urlaub. „Ich muss erst mal den Sand aus meinem Notebook klopfen“, sagt er und lacht herzlich. Die bayerische Verwurzelung hört man ihm an: Er sagt „Schmarrn“ statt „Unsinn“ und hat nicht „viel“, sondern „vui“ zu tun. Er ist der Vorstandsvorsitzende der Felderer AG, eines Großhandels für Lüftungs- und Klimatechnik.

„Luft ist unser Leben“ lautet das Motto seit der jüngsten Markenkampagne. Handwerker bekommen bei Felderer Rohre und Schläuche, Ventilatoren, Filter, Brandschutzklappen, Schalldämpfer. Rund 2500 Markenprodukte auf Lager, unzählige bestellbar, einige Teile selbst hergestellt. „Unsere Produkte finden Sie sicher nicht spannend“, sagt Felderer, „Lüftungstechnik interessiert ja nicht mal mich.“

Den Betrieb gibt es seit mehr als 40 Jahren, doch „Haben wir schon immer so gemacht“ will der Chef von seinen Leuten nicht hören. Sich selbst sieht er als „Zerstörer bequemer Gewissheiten“. Gerade treibe ihn die Frage um, wie er seine Kunden „weg von der Amazon-Prime-Mentalität“ bewegen kann. Er will Sammel-Liefertage einführen, anstelle täglicher kleiner Lieferungen. Ein gewagter Schritt, denn die prompte Zustellung, jederzeit direkt auf die Baustelle, ist eines der Erfolgsrezepte der Firma. Doch auch Erfolgsrezepte sind nicht sicher vor Felderer. Er bewertet alles ständig neu: Was gestern noch innovativ schien, kann heute schon Hemmnis sein. Ballast abzuwerfen ist für ihn ein permanenter Prozess.

Eines tastet Felderer allerdings nicht an: das Kerngeschäft, die Spezialisierung auf Lüftungstechnik. Denn die ist gefragt – in einer urbanen Welt, die sich vor allem im Drinnen abspielt. In Hotels, Krankenhäusern, Schulen, Theatersälen, im fensterlosen Bad oder Industriekomplex. Die Corona-Pandemie hat Luftfilter zum Talkshow-Thema gemacht, weil sie die Raumluft reinigen und das Ansteckungsrisiko senken.

Vollständiger Text unter https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2021/ballast-abwerfen/lueftungs-und-klimatechnik-der-umkrempler

Reportage erschienen in der Ausgabe 12/2021 der brand eins